AGCACCGC – alles Banane, oder was?

Zellbiologe Dr. Jürgen Fritsch des Universitätsklinikums Regensburg zu Besuch an der St. Anna Realschule Riedenburg

Wussten Sie, dass das Erbmaterial des Menschen mit dem der Banane zu 50% übereinstimmt? Hätten Sie nicht gedacht, oder?

Die 10. Klässlerinnen der St. Anna Realschule in Riedenburg bekamen letzten Freitag die Gelegenheit einmal tief in diese Materie reinzuschauen und in einem selbst durchgeführten Versuch die DNA einer Banane zu extrahieren und sichtbar zu machen. Ein interessanter Vortrag von Dr. Jürgen Fritsch über den Werdegang eines Biologen und Einblicke in seine vielfältigen Studienschwerpunkte rundeten den gelungenen Vormittag ab.

Der neue Biosaal an der St. Anna bot die perfekten Räumlichkeiten für diesen Projekttag. Dr. Jürgen Fritsch ist der Vater einer Schülerin in der 10. Klasse und er hat sich nicht lange bitten lassen, als seine Tochter den Vorschlag machte, den Biologieunterricht zum Thema Genetik durch seinen Besuch zu bereichern. Unter Anleitung schnippelten und mörserten die Mädchen Bananen oder Tomaten, vermischten dies mit einer Lösung aus Wasser, Salz und Spülmittel, mit dem Ziel die Zellen aufzubrechen um an die DNA im Inneren zu gelangen. Nach einer teils längerwierigen Filterprozedur (ja, im Forschungslabor ist oft Geduld gefragt!) konnte das Filtrat mit der darin gelösten DNA im Reagenzglas aufgefangen werden. Die Geduld wurde aber redlich belohnt, denn als durch das vorsichtige Darüberschichten von Alkohol die DNA vor ihren Augen sichtbar wurde, war die Freude bei den Schülerinnen groß!

Diese DNA konnte Dr. Fritsch nun vorsichtig entnehmen und in seine Sequenziergeräte geben, die er liebevoll seine „minIONs“ nannte. Diese konnten nun in einer guten Stunde die Buchstabenabfolge der genetischen Bauanleitungen von Banane und Tomate soweit ablesen, dass eine anschließende Überprüfung im Internet bestätigte, dass es sich hierbei um die DNA einer Banane bzw. einer Tomate handelte. Klingt erst mal banal, aber wenn man zurückdenkt, dass noch vor 20 Jahren im sogenannten „Human Genom Project“ viele hundert Forscher in jahrelanger Geduldsarbeit die komplette DNA des Menschen entschlüsselten, wird erst bewusst, wie weit die Forschung zwischenzeitlich vorangekommen ist: „Heutzutage ist es möglich, innerhalb weniger Tage und für wenige Tausend Euro das eigene Genom entschlüsseln zu lassen“, gab Herr Fritsch zu bedenken.

Dieser Forschungserfolg damals war auch die Voraussetzung für die vielen gentechnischen und gentherapeutischen Möglichkeiten, die der Mensch heute nutzen kann und von denen Dr. Fritsch einige vorstellte:
Der genetische Fingerabdruck kann inzwischen eindeutig Täter eines Verbrechens überführen oder Vaterschaften bestätigen bzw. ausschließen; die gentechnische Veränderung von Lebensmitteln ist viel zielgerichteter als die klassische Züchtung und kann damit helfen den Hunger auf der Welt zu verringern (zumal dieser mit dem Klimawandel noch weit größer werden wird); die Herstellung von „in-vitro“-Fleisch wird künftig in seiner Qualität kaum noch von normalem Fleisch zu unterscheiden sein (und kann somit ein weiteres Werkzeug sein um dem Klimawandel zu begegnen); und zuletzt auch die Entdeckung der Genschere CRISPR, mit der neue Gentherapien gegen Erbkrankheiten entwickelt werden können oder mRNA-Impfstoffe gegen Krebs oder zuletzt Corona hergestellt werden.

Dr. Fritsch munterte die Schülerinnen in seinem Vortrag auch auf, an die Hochschule zu gehen oder eine Ausbildung in diesem Berufsfeld zu machen. Er gab Einblicke in das klassische Studium der Biologie, Biochemie und molekularen Medizin, stellte den Schülerinnen aber auch die Ausbildung zur MTLA oder BTLA (Medizinisch bzw. biologisch technische Laborassistentin) vor. Die möglichen Arbeitsfelder sind vielfältig und reichen von der Arbeit in einem Forschungslabor oder der Tier- und Pflanzenzucht über den medizinischen und technischen Außendienst als Pharmareferent bis zur Kriminalbiologie.

Die drei Schulstunden vergingen wie im Flug und nachdem alle Beteiligten zufrieden über den Verlauf des Vormittags waren, wurde sogleich eine Vereinbarung fürs nächste Schuljahr getroffen. Dr. Fritsch: „Die Begeisterung hat Spaß gemacht – gerne mal wieder!“